14. Sept. 2012: Studienheim St. Klemens feiert 90. Geburtstag in Paderborn

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Berufung auf dem zweiten Bildungsweg

Studienheim St. Klemens für Priesterspätberufe feiert 90. Geburtstag

Am 3. Mai 1922 gründete der spätere Prälat Bernhard Zimmermann, der damals noch Gemeindeseelsorger in Allagen an der Möhne war, in Warstein-Belecke in einem leer stehenden Wirtshaus in unmittelbarer Nachbarschaft zur historischen Belecker Kreuzkapelle eine Schule mit angeschlossenem Studienheim. Dort sollten junge Männer mit Berufsausbildung zum Abitur gelangen, um so ihrer späten Berufung zum Priestersein folgen zu können. Dieses Beispiel sollte Weg weisend sein – war das Studienheim St. Klemens doch die erste Schule im deutschen Sprachraum, die das repräsentierte, was heute als „Zweiter Bildungsweg“ eine feste Größe in der Ausbildungslandschaft ist.

Neben der Verehrung des hl. Klemens Maria Hofbauer, selber ein Spätberufener, stand von Beginn an besonders auch die Verehrung des hl. Kreuzes im Zentrum der Spiritualität des Studienheims. Erzbischof Hans-Josef Becker brachte daher in seiner Predigt während des feierlichen Pontifikalamtes in der Marktkirche seine Gedanken zum „Erkennungszeichen“ der Christen zum Ausdruck. „Hinter unseren Kreuzen verbirgt sich eine Botschaft, die wir für wert und für wichtig halten, sie öffentlich zu bekunden. Das ist jedoch kein allgemeiner Konsens – selbst bei Christen nicht“, stellte der Erzbischof fest. Das Kreuz stehe oberflächlich betrachtet für den grausamen Hinrichtungstod Jesu. Doch seien die Ereignisse des Karfreitags eingebettet in die gesamte Erlösungsgeschichte zu sehen: Anhand der Worte Jesu am Kreuz werde deutlich, dass zum Spüren des trostlosen Verlassenseins von Gott immer auch die ganze Hingabe in die liebenden Hände Gottes gehöre. „Die Kirche – und damit wir alle – ist dazu aufgerufen, diese tröstliche Botschaft des Kreuzes in die Welt nicht verstummen zu lassen“, rief Erzbischof Becker die Gottesdienstgemeinde auf.

Nach der Gründung des Studienheims besuchten zunächst nur neun Schüler die Schule, der Unterricht wurde von Geistlichen aus der Nachbarschaft erteilt. Generalvikar Alfons Hardt erinnerte in seiner Ansprache während des Festakts an die Anfänge unter schwierigen Umständen: „Im Studienheim fehlte es in den ersten Monaten an allem. Die angereisten Schüler mussten sich als erste Aufgabe bei den Bauern des Ortes Stroh besorgen oder sich aus irgendwelchen Hölzern ein Bett zimmern, um nachts einen Ort zu haben. Ohne die Unterstützung der örtlichen Bevölkerung, die vor allem auch mit Nahrungsmitteln aushalf, und ohne die Spendenfreudigkeit des katholischen Volkes in ganz Deutschland, wäre all das nicht möglich gewesen.“

Die Anzahl der Bewerber wuchs ständig: Schon nach wenigen Monaten waren es weit über hundert. Sechs Jahre nach der Gründung verlegte das St. Klemens-Studienheim seinen Hauptsitz nach Bad Driburg in einen eigens für diesen Zweck errichteten Neubau. Weitere siebzig Jahre später stand der nächste Umzug an, diesmal nach Paderborn. Das ehemalige Gebäude in Driburg wird heute als Kolping-Jugendwohnheim weitergenutzt. Bereits 1955 hatte der Gründer, Prälat Zimmermann, „sein“ Heim in die gemeinsame Verantwortung der beiden (Erz-)Bistümer Münster und Paderborn gegeben. Stellvertretend für den Münsteraner Generalvikar Norbert Kleyboldt nahm der Münsteraner Domkapitular Hans-Bernd Köppen an der Feierstunde in der Kaiserpfalz teil. Auch er betonte in seinem Grußwort die Innovationskraft der Idee von Prälat Zimmermann: „Die Motivation, Bildung zu vermitteln, hat die Kirche schon immer zu Pionierleistungen wie dieser angetrieben. Bildungsmöglichkeiten sind nicht selbstverständlich. Das St. Klemens Studienheim ist daher Beispiel gebend dafür, Menschen Wege zu eröffnen, die viele Begabungen, aber wenige Chancen haben.“

In einem durch das Ensemble „Thauern & Trio“ musikalisch begleiteten Bilder-Streifzug führte der derzeitige Rektor Dr. Rainer Hohmann die Gäste beim Festakt durch die Geschichte des Clementinums. Besonders ging er auf die Motivation Prälat Zimmermanns für die Gründung der Einrichtung ein: „Bernhard Zimmermann war selber ein Spätberufener, den es nach einer Malerlehre zum Priesterberuf hinzog. Auf dem Weg zum Nachholen des Abiturs war er auf Schritt und Tritt von Schwierigkeiten begleitet“, erklärte Hohmann. „Sein Anliegen war deshalb, nicht nur ein Gymnasium zu kopieren, sondern eine Institution zu schaffen, die die Begabungen von Erwachsenen ernst nimmt, die bereits im Berufsleben gestanden haben.“

Ulrich Schulz als Vorsitzender des Fördervereins St. Klemens betonte zum Abschluss des Festakts den Geist der „Familia Clementina“: „Die Intention des Studienheims war von Beginn an eine ganzheitliche ‚Herzens-Bildung’ und nicht nur die Vermittlung von Wissen. Dadurch ist das Clementinum für Schüler, Lehrer und die zahlreichen Helfer und Mitarbeitenden gleichermaßen zu einer geistigen Heimat geworden.“

Das Buch zum Jubiläum

Was den Gästen während der Feierstunde zum Jubiläum des Studienheims St. Klemens im
Schnelldurchlauf vorgestellt wurde, kann jetzt auch ganz in Ruhe nachgelesen werden: Pünktlich zum Jubiläum ist ein Buchprojekt realisiert worden, das im Bonifatius-Verlag erschienen ist und ab sofort überall im Buchhandel bezogen werden kann:

Rainer Hohmann/ Ulrich Schulz (Hg.):
Das Studienheim St. Klemens für Priesterspätberufene Bad Driburg, Belecke,
Aschaffenburg und Paderborn (1922-2010). Zur Geschichte der ersten Schule des
Zweiten Bildungswegs zum Abitur im deutschen Sprachraum. Bonifatius-Verlag. Paderborn 2012
ISBN 978-3-89710-524-9

(pdp-n-14.09.2012)

Zur Feier des 90-jährigen Gründungsjubiläums des Studienheims St. Klemens waren viele Festgäste in der Paderborner Kaiserpfalz erschienen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Rektor des Clementinums, Dr. Rainer Hohmann, führte die Gäste launig durch die Geschichte des Studienheims.

 

Die Gruppe Thauern & Trio (hier v.l. Markus Maurer, Georg Thauern) erfrischt mit Liedern im Stil der 1920er Jahre, die textlich abgestimmt sind auf die Bild- und Redebeiträge der Festveranstaltung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit einem Buch zum 90. Geburtstag gratuliert sich die „Familia Clementina“ quasi selbst. Die Herausgeber und Mit-Autoren überreichten je ein druckfrisches Exemplar an Generalvikar Alfons Hard und Domkapitular Hans-Bernd Köppen, der den Münsteraner Generalvikar Norbert Kleyboldt vertrat. Von links nach rechts: Bernd Gehlhaus, Professor Hans Walter Wichert, StD iR Peter Möhring, Domkapitular Hans-Bernd Köppen, Ulrich Schulz, Generalvikar Alfons Hardt, Professor Dr. Karl Hengst und Dr. Rainer Hohmann.